Montag, 12. Mai 2014

Der erste Lauf

Ich liege im meinem Zelt während draußen der Wind durch die Bäume weht und das abgestorbene Gras und Laub rascheln lässt. Es ist mittlerweile dunkel geworden und ich müsste die Lampe anmachen, um noch weiter in meinem Buch zu lesen welches mir aber schon wieder zu viel wird. Lernen für die Abschlussprüfung am Wasser, als wenn ich nichts besseres zu tun hätte. Also weg damit und das Handy ans Radio angeschlossen. Während Sido dann darüber rapt wie gut es bei ihm läuft, denke ich mir genau das Gegenteil. Schon die sechste Nacht am Wasser und noch immer kein Lauf. Ich fange an wegzudösen, höre noch was von einem Kompass ohne Norden. Irgendwie finde ich das Bild passt. Die ganze Selbstsicherheit der letzten Saison ist verschwunden und wurde verdrängt von Zweifeln an Köder, Platzwahl und Jahreszeit.



Plötzlich ein Piepen. Mit einem Schlag sind alle Zweifel weggeblasen, ich sitze kerzengrade auf meiner Liege und versuche mir meine Schuhe anzuziehen. Wie habe ich dieses Gefühl während der Auszeit vermisst. Nicht einfach nur Herzklopfen, mein ganzer Körper scheint zu pulsieren während ich aus dem Zelt springe und meine Rute greife. Endlich stehe ich wieder am Wasser und drille einen Fisch, der sich mit all seinen Kräften gegen den Landgang wehrt. Da ist es mir dann auch egal, dass es mal wieder wie aus Eimern schüttet als sich die Keschermaschen um den Fisch schließen. Der erste Fisch des Jahres ist deshalb für mich immer etwas ganz besonderes und wenn es dann noch so ein Brummer ist, kann man auch schon mal meinen Jubel durch die Nacht hallen hören.